Sven Kalden

Lina Braake Bank (LBB)

In Bernhard Sinkels Spielfilm "Lina Braake oder Die Interessen der Bank können nicht die Interessen sein, die Lina Braake hat" von 1975 wird einer älteren Dame ihrer Wohnung gekündigt und sie muss in ein Seniorenheim umziehen. Es gelingt ihr mit Hilfe eines Mitbewohners der Seniorenresidenz durch einen, wenn auch illegalen, Trick 20.000 DM von der Bank zu beziehen. Die betagte Dame „investiert“ das Geld in ein Haus auf Sardinien und erhält damit ihr selbstbestimmtes Wohnrecht zurück. Sie hat sich ihr Geld gewissermaßen selbst gemacht, da für den gewährten Kredit neues Geld von der Bank geschöpft wurde.

Die Titelfigur steht als Patin für das Projekt der fiktiven Lina Braake Bank. Auf der Karl-Marx-Allee wird in einem Container eine Filiale der Lina Braake Bank eröffnet, in der Vorträge und Diskussionen über die Ökonomisierung von Wohnraum und die sozialen Auswirkungen der Geldwirtschaft stattfinden werden. Zwei neue Schriftzüge auf den Gebäuden der Karl-Marx-Allee 5-11 sind Teil der Installation und verbinden den Container mit der Architektur- und Designgeschichte des II. Bauabschnitts. Früher wurde hier u.a. für den Automobilhersteller Tatra oder für das Maxim Gorki Theater geworben.

Verdrängung durch Interessen der Finanzwirtschaft sind auch in der Karl-Marx-Allee ein gegenwärtiges Problem. Für mehr und mehr Menschen werden Wohnungen und Mieten immer schwerer finanzierbar. Da Geld als Kredit in Umlauf kommt und immer mehr Geld emittiert wird und Anlagemöglichkeiten sucht, steigen Miete und Wohnungspreise. Der Zusammenhang von Kredit und Geld wurde ausführlich vom kürzlich verstorbenen Sozialanthropologen David Graeber, Mitbegründer der Occupy Wall Street Bewegung, beschrieben. Geld besteht aus gesellschaftlich zirkulierenden Versprechen, die man auch ganz anders organisieren könnte, als das heute der Fall ist. Diese Idee möchte die Lina Braake Bank aufgreifen und postuliert: „Wir machen unser Geld jetzt selbst!“ Um diese These zu erproben, können an bestimmten Tagen Braakteaten mit einer Siebdruckpresse gedruckt werden. Während der ganzen Laufzeit wird eine Videoarbeit zu sehen sein, die als „Image-Film“ der Bankfiliale Werbung für ein anderes Verständnis von Geld macht. In der Filmcollage treten Spielfilmszenen aus Lina Braake in Dialog mit Interviewausschnitten von David Graeber.

www.lina-braake-bank.com (ab 02.07.21 online)

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