Stefan Endewart

The Whispering Wall

The Wispering Wall ist eine 24-Kanal-Sound-Installation, die in einer verspiegelten Wand untergebracht ist. Die Wand hat die Maße 250 cm x 500 cm x 53 cm, die Lautsprecher sind in die Wand eingelassen, die Energieversorgung wird über eine auf der Oberseite der Wand angebrachte Solaranlage gewährleistet, sodass die Installation unabhängig vom Stromnetz ist. Die Konstruktion besteht darüber hinaus aus Strohballen und Holzrahmen.

Der Ausgangspunkt für die Arbeit ist die seltsame Diskrepanz zwischen dem Platz und den ihn umgebenden Wohnquartieren, die auf dem Hansaplatz spürbar ist. Die räumliche und soziale Praxis auf dem Platz steht nicht im Einklang mit der räumlichen und sozialen Praxis der bürgerlichen und sehr gepflegten Wohnquartiere der Nachkriegsmoderne – sie strahlen nach wie vor den Charakter einer Bauausstellung aus und wirken dementsprechend gepflegt und institutionalisiert. Es scheint, als würde eine unsichtbare Grenze rund um den Bereich der U-Bahn-Station verlaufen: Auf den beiden Seiten kommt eine jeweils vollkommen andere Haltung zum Stadtraum zum Ausdruck.

The Wispering Wall ist an dieser unsichtbaren Grenze positioniert und lädt die Anwohner*innen sowie die Besucher*innen des Platzes zu einer Reflexion über physische und mentale Wände ein. Die Sound-Installation ist eine Partitur des Flüsterns auf 24 Kanälen, die sich durch die Wand bewegt und sie akustisch zum Sprechen bringt. Sowohl physische als auch mentale Wände sind die Form von „Grenzen“, die immer von den Menschen selbst konstruiert werden und kulturell bedingt sind. Wände bilden ein Außen und ein Innen, ein Vor und ein Dahinter. Sie schaffen Schutzräume und bauen Gefängnisse. Wir nehmen die Wände, die uns umgeben, meist als gegeben hin und vergessen, dass sie von uns selber konstruiert worden sind.

Zugleich trägt The Wispering Wall durch die spezifische Konstruktion einen Verweis auf die möglichen Aufgaben der Stadt der Zukunft in sich. Große Teile der Installation können als Fertigbauelemente für ein kleines Strohballenhaus umfunktioniert werden –und die Solaranlage könnte einen Teil der häuslichen Stromversorgung abdeckt.