Christof Zwiener

ADRETTA – KARL MARX

Die Kartoffel „Adretta“ wurde 1975 in der DDR gezüchtet, um eine Nahrungsmittelknappheit zu verhindern. Als meistangebaute und -gegessene Kartoffel wurde sie hier zu einem echten Grundnahrungsmittel für die breite Bevölkerung. Die Karl-Marx-Allee hingegen wurde als Prestigeobjekt der DDR geplant, um Modernität zu demonstrieren. Sie sollte ausdrücklich kein Spiegelbild für Arbeiter und Bauern sein, die das Land und seine sozialistische Grundhaltung mitgeprägt haben. Die künstlerische Intervention Adretta - Karl Marx verknüpft den Ort der Karl-Marx-Allee durch die Kartoffel symbolisch mit den Bevölkerungsgruppen, die in der DDR von diesem Ort ausgeschlossen waren.
Auf zwei Grünflächen vor den Wohngebäuden der Karl-Marx-Allee 5-11 und 19-25 gleich am Anfang und parallel zur Allee, werden im Frühjahr 2021 zwei 80 Meter lange, einen Meter breite und an den jeweiligen Enden rechtwinklig um 2,5 Meter abgeknickte Beete angelegt. Während des Projektzeitraumes werden hier die Kartoffeln der Sorte „Adretta“ angebaut. Anwohner*innen sind aufgerufen, Patenschaften für die Beete zu übernehmen. Gemeinsam engagieren sie sich auch in unvorhergesehenen Situationen, wie ungünstigen Witterungsbedingungen oder Schäden durch Vandalismus oder Wühlmäuse. Zum Abschluß des Projekts erhalten alle Beteiligten einen Teil der Ernte und ein gemeinsames Kartoffelfest soll gefeiert werden. Das Engagement in der Nachbarschaft hilft dabei, soziale Strukturen zu festigen und sich auch über das Projekt hinaus mit der Umgebung zu identifizieren. Mit diesem historischen Thema greift das Projekt auch aktuelle Fragen auf. Es setzt der voranschreitenden Innenstadtverdichtung eine Grünfläche für Urban-Gardening entgegen. Adretta - Karl Marx reagiert mit einem nachhaltigen, umweltfreundlichen Konzept auf das gesteigerte Interesse an regionalen Lebensmitteln.

Downloads