Ana Belen Cantoni

Von Bruchstücken zu Bruchstücken

Von Bruchstücken zu Bruchstücken versetzt einzelne Fragmente des Mosaiks Szenen aus dem Leben der Völker der Sowjetunion von Bert Heller am Café Moskau und fügt sie in Pflastersteingröße in den Belag des Bürgersteiges ein. Die einzelnen Teile werden aus dem prunkvollen Schmuckelement in den unteren, horizontalen Bereich des Gehwegs überführt. Im Mosaik werden die entnommenen Fragmente durch Nachbildungen ersetzt. Die Bilderzählung des Mosaiks ist auf dem Boden nicht mehr lesbar, sie wird zu einem abstrakten Muster.

Abstrakte Kunst wurde häufig durch totalitäre Regime abgelehnt, weil sie in ihr einen individuellen Ausdruck sahen. Stattdessen wollten sie in einer anschaulichen Erzählung die Zukunft der Menschen entwerfen, vorschreiben und idealisieren. Im Raum zwischen den Fragmenten aus der Erzählung des Mosaiks ermöglicht Von Bruchstücken zu Bruchstücken den Passant*innen und Betrachter*innen, neue Verbindungen herzustellen und eigene Geschichten einzufügen.

Das Wandmosaik verherrlicht die Überlegenheit des Sozialistischen Systems, indem es eine Welt zeigt, in der Bauern ihre Produkte verkaufen, Tiere und Menschen wie auch Menschen verschiedener Nationen untereinander friedlich zusammenleben und Natur und industrieller Fortschritt keinen Widerspruch bilden. Es handelt sich um ein Werk des Sozialistischen Realismus, der eine idyllische Zukunft schildert, in die das sozialistische System führen soll. Mit dem Mosaik bedient es sich dazu aber eines Mittels, das mit Luxusmaterialien wie Marmor und Glas für Reichtum und Prestige steht. Auch zur Darstellung einer Art sakraler Überlegenheit wird es seit Jahrhunderten in Kirchen, Synagogen und Mausoleen eingesetzt. Zudem widersprechen traditionelle Kunstformen wie ein Mosaik der Ästhetik der modernen Gebäude.

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