Folke Köbberling – Wool as a model for holistic processing
Im Rahmen der Arbeit "Nachbarn auf Zeit" gibt Folke Köbberling Einblicke in ihre Arbeit und in die Thematik Wolle.
Schon seit dem Sesshaftwerden des Menschen wird das Schaf als Haustier gehalten. Das Tier diente als Leder-, Milch-, und Fleischlie- ferant. Später wurde auch ihr Pelz genutzt und zu Kleidung, Zelten oder Haushaltsgeweben verarbeitet.
Wolle ist also ein Naturprodukt, welches wir Menschen seit Jahrtau- senden zu nutzen wussten. Inzwischen wird das Schaf in Deutsch- land zur Landschaftspflege genutzt, es wird auf Äckern und Deichen eingesetzt. Heute wie damals produziert das Tier Wolle, sodass es einmal im Jahr geschoren werden muss. Früher war eine Schur viel Geld Wert und war ein großer Einkommensanteil der Schäfer. Doch inzwischen hat sich viel verändert. Die heimische Wolle ist zu grob und rau für die Anforderungen der Textilindustrie. Die Infrastruktur zur Verarbeitung der Wolle ist aus Europa verschwunden. Die Klei- dung, die wir hier in den Boutiquen kaufen kön-nen, besteht aus australischer oder neuseeländischer Schafswolle, welche in China aufbereitet und gesponnen wird. Das Ergebnis ist ein sinkender Wollkilopreis in Deutschland.
Eine Schur Wolle wiegt ca. 4-5 kg. Die Schurkosten pro Tier liegen bei etwa 3-4 €. Aber auf dem Markt liegt der Wollerlass pro Kilo bei 40-20 Cent. Das heißt im Umkehrschluss, dass der Schäfer keinen Gewinn mehr durch die Wolle erzielt, sondern diese zum Kostenfaktor wird. Hinzu kommt, dass die Wolle wenn sie entsorgt wird als Sondermüll gilt und ihre Entsorgung weitere Kosten bedeutet.
Die Frage lautet also: Was können wir tun um diesem wertvollem Rohstoff wieder ein Nutzen zu geben? Besonders aus architektoni- scher Sicht ist das ein spannendes Forschungsfeld. Die Normen ver- langen nach einem immer energetisch nachhaltigerem Bauen aber was ist mit einem ökologisch nachhaltigem bauen? Zum Beispiel, die meisten Fassadenplatten oder Dämmstoffe sind nicht recycelbar oder biologisch abbaubar.
Wolle könnte als Dämmmaterial, als Bodenbeläge, als Filterstoffe verwendet werden. Ebenso ihre akustische Wirksamkeit ist sehr hoch.
ORT:
Gemeindesaal der Katholische Pfarrgemeinde
St. Laurentius in Berlin-Mitte
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